Katrin Steinhülb-Joos: "Es geht um jede einzelne Lehrkraft an den Schulen und damit verbunden auch um Wertschätzung! Wir können uns keine einzige abwandernde Lehrkraft in Baden-Württemberg leisten!”

„Auch wenn die Arbeitslosigkeit unter Lehrkräften in Baden-Württemberg so niedrig ist, wie in fast keinem anderen Bundesland (nur Bayern hat eine noch geringere Quote), ist dies kein Grund, die Kultusministerin dafür in den Himmel zu loben und alle Kritik der letzten Wochen von Seiten der Lehrkraftverbände und der Opposition als nicht gerechtfertigt darzustellen,“ bekräftigt die Stuttgarter Landtagsabgeordnete der SPD, Katrin Steinhülb-Joos ihre Meinung zum Prozedere der Kettenbefristungen und Entlassungen über die Sommerferien. „Bei einem strukturellen landesweiten Defizit von 12% aller Stellen an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und insgesamt einem Lehrkräftemangel von rund 5000 Stellen benötigen wir jede einzelne Hand an den Schulen.“

Für Steinhülb-Joos stellt die Weiterbeschäftigung über die Sommerferien eine Form der Wertschätzung dar. „Wir müssen, gerade in diesen schwierigen Zeiten, allen deutlich machen, dass sie an unseren Schulen willkommen sind und gebraucht werden. Dies ist nicht möglich, wenn durch eine Einstellung nach den Sommerferien die Teilnahme an den wichtigen Konferenzen wie die Dienstbesprechung oder Gesamtlehrerkonferenz noch vor Schulbeginn offiziell untersagt ist und fertig ausgebildete Lehrkräfte nicht wissen, wie sie über die Sommerferien ihre Miete bezahlen sollen. Man geht selbstverständlich davon aus, dass sich eine Lehrkraft über die Sommerferien auf das neue Schuljahr vorbereitet, doch bezahlt soll sie nicht werden.“

Gerade mit Blick auf die Herausforderungen des kommenden Schuljahres ist es mehr als wichtig, selbst bei einer noch so kleinen Anzahl von Betroffenen, endlich diese Praxis zu beenden, zumal dies Kultusministerin Schopper angekündigt und versprochen hatte. Aufgrund des eigenen Wortbruchs fand das Kultusministerium, der Kritik von Verbänden und Opposition wenig entgegenzusetzen.

Mit den Flüchtlingskindern aus der Ukraine und der noch unklaren Lage, wie Corona sich auf die Schulen im Herbst und Winter auswirken wird, stehen die Schulen wieder vor einem schwierigen Schuljahr mit zusätzlichen Belastungen. Viele Studierende brechen ihr Lehramtsstudium noch vor Erreichen des Referendariats ab, die Zahl der Lehrkräfte, die an ihre Belastungsgrenze kommen und über Alternativen nachdenken steigt weiter an.

„Der Landesregierung muss klar sein: Jede einzelne Lehrkraft ist systemrelevant und wird dringend gebraucht, um Unterricht zu sichern. Mehr Stellen nützen nichts, wenn die bisher existierenden bereits nicht vollständig besetzt werden können. Wertschätzung und Unterstützung sind die Schlüssel, mit denen wir Personen im Schuldienst halten und auch Neue dazu gewinnen können. Und dazu gehört, jede Lehrkraft über die Sommerferien weiter zu beschäftigen und sie nicht mit Kettenbefristungen bei Stange zu halten. Der Blick in die Nachbarländer, in denen es noch schlechter aussieht, sollte kein Anreiz sein, alles beim Alten zu belassen. Wir brauchen den Ehrgeiz, in der derzeitigen Lage der Lehrkräfteversorgung keine Lehrkraft über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu entsenden. Der Beruf der Lehrkraft, der bei passenden Rahmenbedingungen unglaublich erfüllend sein kann, darf gerne wieder an Ansehen gewinnen.“

Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart

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Katrin Steinhülb-Joos: "Jede und jeder Einzelne an unseren Schulen ist in Anbetracht der angespannten Lehrkraftsituation enorm wichtig.”

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"Die BW Bank hat in Stuttgart den wichtigen Auftrag der Nahversorgung und muss diesen auch erfüllen”