Steinhülb-Joos: “Mehr denn je benötigen Schulen tiefgreifende Unterstützung bei der Einordnung des Nahostkonflikts”
SPD-Landtagsabgeordnete Steinhülb-Joos fordert Weiterfinanzierung des Projekts „Yad be Yad“ zur jüdisch-muslimischen Verständigung
Für Lehrkräfte wird der Nahostkonflikt immer mehr zur Herausforderung. Die Geschehnisse in Israel und Palästina führen zu emotionalen Debatten auf den Schulhöfen und in den Klassenzimmern. Das heikle Thema im Unterricht aufzuarbeiten fällt vielen Lehrkräften nicht leicht, weil Zeit und Ressourcen im Schulalltag fehlen. Doch gerade jetzt steht ein Projekt vor dem Aus, das sich dieser Aufgabe angenommen hat.
„Yad be Yad“ heißt das Projekt, das Begegnungsräume und Bildungsangebote für jüdische und muslimische junge Menschen sowie für junge Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte und Interessierte schafft. Das Projekt von Kubus e.V. und wird im Rahmen des Programms „Vielfalt gefällt! – Orte der Toleranz“ von der Baden-Württemberg-Stiftung gefördert. Die Projektlaufzeit geht von 01.10.2021 – 30.03.2024. Eine Verlängerung dieser Laufzeit ist bei der BW-Stiftung laut Kubus e.V. nicht möglich.
Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Katrin Steinhülb-Joos, hat sich deshalb in einem Ministerbrief an Finanzminister Dr. Bayaz sowie Kultusministerin Schopper gewandt. Darin fordert sie die Regierungsmitglieder auf, nach Möglichkeiten einer Finanzierung und Laufzeitverlängerung zu suchen. Mit wenigen Mitteln seien große Effekte möglich, die wertvollen Erfahrungen müsse man unbedingt weiter nutzen, argumentiert die Abgeordnete darin. „Dieses kostenlose Bildungsangebot für Schulen und interessierte Gruppen ist gerade in diesen Zeiten von unschätzbarem Wert“, ist die ehemalige Rektorin einer Gemeinschaftsschule überzeugt.
Wie die Leiterin von Yad be Yad, Veronica Sartore, berichtet, habe sich das Projekt etabliert und wird von den Schulen gut angenommen. Mehr als 45 Einrichtungen, darunter schwerpunktmäßig Schulen, haben bereits profitiert. „Besonders seit dem 7. Oktober“, so die Projektleiterin „sind Nachfrage und Bedarf immens in die Höhe geschnellt, sodass diese die finanziellen Kapazitäten des Projekts übersteigen.“ Zudem laufe das Projekt Ende März 2024 aus, dadurch könnten Einsätze nur noch für wenige Monate realisiert werden. Sehr zum Ärger von Veronica Sartore, denn das Format wurde speziell an die aktuelle Situation und Bedürfnisse der Schulen angepasst.
Für Sartore liegt der Nutzen an den Schulen auf der Hand: „Die Tandems sprechen mit den Schüler*innen über die Folgen des Nahostkonflikts auf die jüdischen und auf die muslimischen Communities in Deutschland und bieten einen differenzierten Blick auf hiesige Debatten. Sie erklären den Schüler*innen, wie kontroverse Diskussionen in diesem Kontext geführt werden können ohne die andere Seite zu entmenschlichen und wirken der Polarisierung entgegen, die Jugendlichen in den Sozialen Medien oftmals begegnet.“
Steinhülb-Joos hofft jetzt auf eine positive Nachricht aus einem der Ministerien: „Mehr denn je benötigen Schulen tiefgreifende Unterstützung bei der Einordnung des Nahostkonflikts. Mit Projekten zur jüdisch-muslimischen Verständigung wie Yad be Yad können wir Begegnung, Austausch und gegenseitiges voneinander Wissen als Basis für ein friedliches Zusammenleben initiieren und ermöglichen – und das unter professioneller Begleitung. Ich hoffe sehr, dass Kubus e.V. einen Projektträger findet und die wertvolle Arbeit der Verantwortlichen weitergeführt und ausgebaut werden kann.“
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart