"Land soll Einflussmöglichkeiten auf EnBW besser nutzen”
„Land soll Einflussmöglichkeiten auf EnBW besser nutzen“
Katrin Steinhülb-Joos (MdL) fordert, Risiken der Energiewende auch in Fernwärmenetzen der EnBW mit Technologie-Mix zu verringern
„Die Landesregierung nutzt ihre Einflussmöglichkeiten auf die EnBW-Strategie nicht, obwohl diese ihre Kraftwerke in Stuttgart-Münster, Altbach-Deizisau, Heilbronn und Karlsruhe (RDK) im Rahmen der Fuel-Switch-Strategie einseitig auf Gas umstellt und keinen weiteren Technologiemix anstrebt“, dieses Fazit zieht Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos (SPD) aus einer Antwort der Landesregierung auf ihre Anfrage zur Gestaltung der Wärmewende in Baden-Württemberg. Alle oben genannten Kraftwerke versorgen auch angebundene Fernwärmenetze mit Abwärme.
Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos begrüßt die Empfehlungen der Landesregierung im Falle der Mannheimer Kraftwerke mit möglichst differenzierten Maßnahmen die Energiewende anzugehen. „Warum soll dies nur für Kraftwerke gelten, die sich nicht im direkten Einflussbereich der Landesregierung befinden? Das Land soll die Einflussmöglichkeiten auf den Energieversorger EnBW besser nutzen“, sagt die Landtagsabgeordnete.
Die Kraftwerke Stuttgart-Münster und Altbach-Deizisau versorgen das Fernwärmenetz in Stuttgart. Dort plant die EnBW anstelle der Kohlekessel Gasturbinen (H2-ready), die bis ausreichend grüner Wasserstoff vorhanden ist, zunächst Erdgas verbrennen sollen. Eine Großwärmepumpe soll in Münster die Effizienz der Anlage erhöhen. In diesen Gasturbinen soll bis 2035 grüner Wasserstoff oder Biogas verbrannt werden. Diese Strategie der EnBW wird von der Landesregierung gelobt. Ob allerdings in der kurzen Spanne von nur 13 Jahren ab heute ausreichend Wasserstoff vorhanden sein wird, der einerseits kostenattraktiv, andererseits mit erneuerbaren Energien hergestellt worden ist, daran hegt Katrin Steinhülb-Joos wie zahlreiche Energie-Expert*innen erhebliche Zweifel.
Anders geht die MVV Energie AG vor. Der Mannheimer Energieversorger baut für das Ziel der CO2-Neutralität ein sehr diverses Energie-Erzeugungsportfolio auf u.a. soll Tiefen-Geothermie zum Einsatz kommen. Mit dieser Strategie kommt die MVV den Vorstellungen der Landesregierung sehr nahe. Diese lobt denn auch die Planungen der Mannheimer und führt in ihrer Antwort auf die Anfrage von Steinhülb-Joos selbst aus, dass es angesichts der großen Herausforderung, die Wärmeversorgung bis 2040 klimaneutral zu gestalten, aus Sicht der Landesregierung wichtig sei, alle möglichen Dekarbonisierungsoptionen von Anfang an mit zu berücksichtigen.
Diese Strategie könnte sie gerade bei der EnBW ebenso verfolgen – umso mehr, als sie als Großaktionärin Einfluss auf strategische Fragen, wie die Diversifizierung von Energieerzeugung nehmen kann. Angesichts der unsicheren Option, ob die Wasserstoff-Technologie rechtzeitig verfügbar sein wird, sollte die Landesregierung auf alternative Technologien drängen und zum Beispiel beim Stuttgarter Fernwärmenetz den Einsatz von Wärmepumpen zur Nutzung der Wärme des Neckarwassers einfordern.
„Die Landesregierung sollte sich bei der Umsetzung ihrer strategischen Ziele auch ihrer eigenen Unternehmen bedienen“, fordert Steinhülb-Joos. „Gerade die Folgen des russischen Feldzugs gegen die Ukraine zeigen doch, wie wichtig eine schnelle Unabhängigkeit von russischem Gas ist“, lautet das Argument der Abgeordneten. „Stattdessen lässt die Landesregierung Planungen ihres Unternehmens durchgehen, nach denen wir auf viel zu lange Zeit auf Erdgas angewiesen sein werden.“
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart