"Die niedrigen Impfquoten in Stuttgarter Pflegeheimen kosten Menschenleben”

Katrin Steinhülb-Joos (MdL) fordert mehr Aufklärungsarbeit und Impfangebote in vollstationären Pflegeeinrichtungen

„In den vergangenen zwei Jahren wurden Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie immer auch damit begründet, vulnerable Gruppen schützen zu wollen. Vor allem jüngere Menschen haben aus Solidarität auf sehr viel verzichtet. Der Schutz fällt leider gerade da, wo er am nötigsten ist, miserabel aus. Das ist ein Armutszeugnis.“

Ein Blick auf die Impfquoten von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Beschäftigten in vollstationären Pflegeeinrichtungen im Stadtkreis Stuttgart unterstreicht diese Aussage. So lag die durchschnittliche Coronaimpfquote im Januar (vollständig geimpft) bei den Beschäftigten bei 84,7 Prozent, lediglich 55,1 Prozent hatten eine Auffrischimpfung (Booster) erhalten. Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern lag die Quote vollständig geimpfter bei 90,1 Prozent, 75,9 Prozent hatten eine Auffrischimpfung erhalten. Das geht aus einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung hervor. In dieser teilt die Landesregierung auch mit, dass die Impfkampagne erfolgreich laufe und sich das Engagement des Landes, der Behörden vor Ort, der Einrichtungen, der Mobilen Impfteams und aller an der Impfkampagne Beteiligten auszahle.

Steinhülb-Joos hat für diese Aussagen kein Verständnis: „Sich mit solchen Werten zufriedenzugeben, zeigt die mangelnde Anspruchshaltung der Landesregierung bei dieser wichtigen Aufgabe. Dass die Boosterquote bei den Beschäftigten in allen Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Behindertenhilfe im Landesdurchschnitt unter der Boosterquote von allen Personen in der Altersgruppe von 18 bis 60 Jahren liegt, ist erschreckend. Und es ist nicht erkennbar, wie die Landesregierung dem strukturell abhelfen will.“

Einen Grund sieht die Abgeordnete auch in der mangelnden Aufklärungsarbeit. So könnten sich in Heimen sowohl bei der Leitung als auch bei den Beschäftigten, den Betreuten und den Angehörigen Echokammern mit Argumenten gegen das Impfen bilden: „Hier muss die Landesregierung viel konkreter werden. Wenn sich Meinungen zum Beispiel in WhatsApp-Gruppen verfestigen, genügen keine pauschalen Infomails und der Verweis auf einen Impfbus in der Nähe. Es braucht persönliche Gespräche, Beratung und Verständnis für beide Seiten.“

Inzwischen hat das Sozialministerium aktuelle Zahlen vom Februar veröffentlicht. Demnach haben landesweit immer noch 10 Prozent der Beschäftigten in den Pflegeheimen überhaupt keinen Impfnachweis und deutlich mehr als ein Drittel immer noch keine Booster-Impfung. Steinhülb-Joos resümiert: „Das ist erschreckend und traurig zugleich. Das Handeln beziehungsweise Nichthandeln der Regierung muss man als fahrlässig bezeichnen. Auch im Ländervergleich stehen wir nicht gut da.“

Am Ende hat die Abgeordnete noch einen Rat: „Es ist nichts Neues, aber ich wiederhole es gerne immer wieder: Impfen schützt! Gerade die Auffrischimpfung ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts hier sehr wichtig. Sie reduziert das Risiko, sich zu infizieren und zu erkranken, das gilt sowohl für die Omikron- als auch für die Delta-Variante.“

Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart

Zurück
Zurück

Zweimal, dreimal - wer muss wann? - Teststrategie des Landes ist organisatorisches Chaos

Weiter
Weiter

"Land soll Einflussmöglichkeiten auf EnBW besser nutzen”