Erprobungsparagraf in Stuttgarter Kitas: Personelle Not „führt zu Qualitätseinbußen“
In Stuttgart und ganz Baden-Württemberg kommt der Erprobungsparagraf in Kitas immer häufiger zur Anwendung. Die Stuttgarter SPD-Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos befürchtet negative Auswirkungen für die Qualität der Betreuung und fordert eine Reaktion der Landesregierung.
Der Erprobungsparagraf wird in den Kitas des Landes immer häufiger angewendet. Das ergab ein Antrag der SPD-Landtagsfraktion. In der Landeshauptstadt Stuttgart wurde der Erprobungsparagraf seit dessen Einführung bereits 38-mal angewendet – das bedeutet Platz 4 im Baden-Württemberg-Ranking. Unangefochtener Spitzenreiter ist Karlsruhe mit 95 Anwendungen.
Katrin Steinhülb-Joos macht das Sorgen. „Die Zahl der Meldungen zeigt, wie groß die Inanspruchnahme und damit auch die personelle Not vieler Kindertageseinrichtungen ist. Erprobungsparagraf und KiTaFlex sind Beispiele für ein System, an dem an allen Ecken und Enden gezerrt wird. Für uns steht fest, dass mit den Flexibilisierungsmaßnahmen zwar die Not der Kindertageseinrichtungen in puncto Personal auf den ersten Blick gelindert wird, dies auf den zweiten Blick jedoch zu deutlichen Qualitätseinbußen führt“, so die Stuttgarter Landtagsabgeordnete.
Zusatzkräfte seien nicht dazu gedacht, um langfristig qualifizierte Fachkräfte zu ersetzen. „Die Qualitätseinbußen gehen zu Lasten des verbliebenen Personals, das immer öfter – durch KitaFlex und den Erprobungsparagrafen zugelassenes – ungelerntes Personal einarbeiten muss und letzten Endes zu Lasten einer optimalen Förderung der Kinder“, moniert Steinhülb-Joos.
Der Erprobungsparagraf fördere laut Steinhülb-Joos keine neuen kreativen Betreuungsmodelle, sondern trage lediglich zu einem Abbau der Qualitätsstandards bei. Daher formuliert die Bildungsexpertin eine klare Forderung an die Landesregierung: „Grün-Schwarz muss endlich umschwenken und mehr Geld in die Ausbildung des pädagogischen Personals investieren, um somit die notwendigen Flexibilisierungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Investitionen in die pädagogische Ausbildung sind gut angelegtes Geld. Es kommt den Kindern, ihrer optimalen frühkindlichen Förderung sowie den pädagogischen Fachkräften zugute.“
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart