Katrin Steinhülb-Joos: "Ein Armutszeugnis, dass Weiterbildungen für Personen ohne Lehrbefähigung, die bereits an Schulen tätig sind, erst im Herbst dieses Jahres starten”
Aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten der SPD für Stuttgart, Katrin Steinhülb-Joos, geht hervor, dass das Kultusministerium erst im Herbst 2022 mit Weiterbildungen für sogenannte Nichterfüller*innen startet, die bereits an Schulen tätig sind: „In Anbetracht des schon seit Jahren eklatanten und sich weiter zuspitzenden Lehrkräftemangels sowie der Praxis der Landesregierung, befristet beschäftigte Lehrkräfte über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu schicken ist es ein Armutszeugnis, die Weiterbildungen für eine Übernahme in den unbefristeten Schuldienst erst im Herbst 2022 zu starten. Hier hätte die Landesregierung schon viel früher tätig werden müssen“. Eine Abkehr von der Entlassungspraxis in den Sommerferien und von Kettenverträgen ist in den Augen der Abgeordneten ein zentraler Punkt, um kurzfristig dem derzeitigen Lehrkräftemangel zu begegnen: „Dazu braucht es dringend die notwendigen Weiterbildungsangebote in einem angemessenen Umfang, um möglichst vielen diese Möglichkeit zu eröffnen und so Unterstützung für die Schulen zur Verfügung zu stellen.“
Aus der kleinen Anfrage ist zudem ersichtlich, dass das Ministerium weder über Daten verfügt, in welchen Fächern an welchen Schularten sogenannte Nichterfüller*innen unterrichten, noch bekannt ist, wo nach Abschluss der zweiten Ausbildungsphase die Referendarinnen und Referendare verbleiben: „Das Ministerium kann leider keine Auskunft darüber erteilen, wie viele der in Stuttgart eingesetzten Referendar*innen nach der erfolgreichen Absolvierung ihrer Prüfungen im kommenden Schuljahr eine Stelle in Stuttgart antreten oder wie viele sich in andere Regionen bewerben. Auch über die Abwanderung in andere Bundesländer liegen keine Daten vor. Ich frage mich, wo die in mühevoller Kleinarbeit und durch hohen bürokratischen Aufwand der Schulen erstellten Statistiken im Ministerium landen, wer sich damit auseinandersetzt und ob das Ministerium so überhaupt in der Lage ist, die Lehrkraftsituation im Land adäquat zu beurteilen. Nutzt man diese Daten im Ministerium nicht, ist das auch für die Schulen ein fatales Signal, wie mit ihrer Arbeit umgegangen wird und es ist ein echtes Armutszeugnis für das Ministerium, was auch in diesem Punkt seine Ahnungslosigkeit über die tatsächliche Situation an den Schulen offenbart.“
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart