“Um den Standort kämpfen” - Wangen will Wilhelmsschule halten
Wie geht es nach der Abschaffung des Werkrealschulabschlusses weiter mit der Wilhelmsschule? Mit dieser Frage setzten sich auf Einladung der Stuttgarter Landtagsabgeordneten Katrin Steinhülb-Joos (SPD) Podiumsgäste und ein interessiertes Publikum auseinander. Moderiert wurde die Diskussion von Gemeinderätin Clara Streicher.
Schulleiter Andreas Passauer betonte die Bedeutung der Schule für die Kinder. „Meine Lehrkräfte und ich können die Schule wechseln, das ist kein Problem. Mir geht es um die Kinder, für die dieses Angebot verloren gehen würde“. Unterstützung bekam der Schulleiter von einer Schülerin, die mit ihrer Klasse Argumente für den Erhalt der Schule gesammelt hatte. Auf dem Podium betonte sie die Vorteile einer kleinen Schule und verwies auf die gute Beziehungsarbeit der Lehrkräfte.
Auch Bezirksvorsteher Jakob Bubenheimer weiß um die Bedeutung der Wilhelmsschule für den Wangener Sozialraum. „Die Grund- und Werkrealschule trägt zur Identifikation mit dem Ort bei“, erklärte Bubenheimer. Wertvoll sei in Wangen vor allem das große Netzwerk aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Sozialen Arbeit, der Pädagogik und Beratungsangeboten.
Während die Stadt wohl große Campuslösungen bevorzugt, verwies auch Katrin Steinhülb-Joos auf die besondere Situation vor Ort. So würde die Wilhelmsschule beispielsweise auch eine tragende Rolle in der Inklusion spielen. „Wir müssen auf die Kinder schauen – nicht auf Zahlen“, forderte sie und brachte den Vorschlag einer Verlängerung der Orientierungsstufe ein. Dann gäbe es in Wangen künftig die Klassen 1-6, ehe die Schüler*innen die Schule wechseln würden.
In die gleiche Kerbe schlug Jörg Fröscher, ehemaliger Schulleiter und Mitglied der Expertengruppe „Neue Sekundarschule“. Er hält die verlängerte Orientierungsstufe in Kooperation mit einer anderen Schule für eine kurzfristige Lösung. Entscheidend sei hierfür das vorgelegte pädagogische Konzept. Schuld an der verzwickten Situation sei „eine verunglückte Schulpolitik“ der grün-schwarzen Landesregierung, unter der die Sekundarschulen neben dem Gymnasium leiden würden. Mittelfristig könnte das Konzept "Neue Sekundarschule“ eine Lösung sein.
Zahlreiche Vertreter*innen aus Sozialarbeit, Schule und Kooperationseinrichtungen saßen im Publikum und belebten die Diskussion. Am Ende der Veranstaltung zeigte sich Steinhülb-Joos daher beeindruckt vom „Spirit in Wangen“ und forderte alle Beteiligten auf, „um den Standort zu kämpfen“.
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart