"Programm "Rückenwind” lenkt von den eigentlichen erforderlichen Maßnahmen ab”
Zumeldung zur Pressekonferenz des VBE „Programm Rückenwind“
Katrin Steinhülb-Joos, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion ist überzeugt: „Das Programm „Rückenwind“ lenkt von den eigentlich erforderlichen Maßnahmen ab“. Anstelle Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulleitungen zu entlasten, bringt das Programm jede Menge Mehrarbeit mit sich. Die mühsam akquirierten freiwilligen Unterstützungspersonen müssen eingelernt und zumindest zu Beginn eng fachlich begleitet werden. Ganz zu schweigen vom Aufwand, der den Schulleitungen durch das mehrstufige Bewerbungs- und Einstellungsverfahren entsteht. 30% der Schulen in ganz Baden-Württemberg haben außerdem auf eine Teilnahme am Programm verzichtet, bei ihnen bestehe kein Förderbedarf. „Wir brauchen an jeder Schule fachlich qualifiziertes Personal, um die Ressourcenengpässe und die Lernrückstände gleichermaßen zu beheben. Ich schlage deswegen vor, Studienabsolvent*innen den Quereinstieg ins Referendariat zu ermöglichen. Dies hätte man schon vor 2 Jahren beginnen können, so dass Stand heute fachlich qualifizierte Personen den Schulen als vollwertige Lehrkräfte zur Verfügung stehen würden.“, sagt die Abgeordnete. „Außerdem ist es notwendig, alle vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen. Dazu gehört eine größere Entlastung bei der Horizontalen Laufbahnerweiterung durch mehr Anrechnungsstunden oder auch die Möglichkeit, im Lehramt für Sonderpädagogik Studierenden aus anderen Bundesländern, in denen nur 1 Fachrichtung studiert werden muss, trotzdem den Einstieg ins Referendariat und damit auch in die baden-württembergischen Schulen zu ermöglichen. Die Devise muss lauten: Mit Vollgas Fachkräfte qualifizieren.“
Rückenwind entlastet nicht, sondern belastet zusätzlich in einer durch die Pandemie angespannten Phase. Darüber hinaus werden durch das große Stadt-Land-Gefälle nicht alle Schulen gleichwertig versorgt. Die Anmeldequote bei den Freiwilligen bleibt mit rund 5800 Personen und rund 500 Instituten weit hinter den laut Kultusministerium benötigten 25.000 Personen zurück. Angebote, die zusätzlich zum Unterricht über Bildungsgutscheine bei externen Trägern angenommen werden können, lassen sich häufig nicht in den Schulalltag integrieren. „Es klingt einfach, durch Freiwillige und externe Angebote Lernlücken zu schließen und Unterstützung zu bieten. Dabei sind nicht alle fachlich qualifiziert, die regulären Lehrkräfte müssen auch das Unterstützungsmaterial für diese Personen vermitteln und diese begleiten. Bei externen Angeboten fallen Fahrtwege und Organisation ins Gewicht. Würde die Landesregierung einen Schwerpunkt bei der Personalakquise setzen und gleichzeitig das Schulleitungsentlastungspaket voranbringen, wäre den Schulen definitiv mehr geholfen“, ist sich Katrin Steinhülb-Joos sicher.
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart