Landtagsabgeordnete Steinhülb-Joos zu Besuch in der ehemaligen Sportklinik Bad Cannstatt
Ungefähr 50 Kinder im Kita- und Schulalter haben zusammen mit ihren Eltern einen sicheren Ort in der Unterkunft für Geflüchtete in der ehemaligen Sportklinik Cannstatt gefunden. Sie gehen zurückhaltend an der Landtagsabgeordneten Katrin Steinhülb-Joos vorbei und schauen sie neugierig an, als sie ihnen „Hallo“ auf den Fluren der Sportklinik zuruft. Dort wo früher frisch Operierte sich auskurierten, wohnen jetzt in den kleinen Zimmern Kinder mit ihren Familien. Viereinhalb Quadratmeter pro Person steht den Geflüchteten zu. „Das ist echt wenig“, gibt Steinhülb-Joos zu bedenken. Sie hat keine Spielsachen gesehen und würde den Kindern von Herzen ein Spielzimmer wünschen, das es noch nicht gibt. Frauen, Männer und Kinder müssen teilweise in gemischten Duschen auf den Fluren duschen, weil sie keine Dusche auf dem Zimmer haben. Die kleine Küchenzeile teilen sich immer zehn Personen pro Stock. Optimal sei das nicht, findet Steinhülb-Joos. Zum Glück sind alle Kinder in Kindertagesstätte und Schule untergekommen, so dass sie außerhalb von diesen Räumen die Chance auf Bildung erhalten.
Die Bewohner*innen der Geflüchtetenunterkunft selbst sind sehr dankbar und glücklich, in der ehemaligen Sportklinik untergebracht zu sein. Der Kursaal ist gegenüber, Einkaufsmöglichkeiten und der öffentliche Nahverkehr direkt vor Ort. Steinhülb-Joos ist selbst in unmittelbarer Nähe des Kursaals aufgewachsen und weiß die gute Lage zu schätzen. Nur im Gebäude selbst läuft noch nicht alles rund. Weder WLAN noch Mobilfunkempfang, gemeinsame Sanitärbereiche für Männer wie Frauen und wenig Spielmöglichkeiten für die Kinder.
Am Einsatz von Bereichsleiter Sascha de Lima Beul vom Internationalen Beratungszentrum liegt das nicht. Er ist voller Elan und Tatendrang, immer an einer guten und schnellen Lösung für alle interessiert und fachlich sehr versiert. Aber die Kommunikation bei ämterübergreifenden Prozessen beschreibt er als sehr herausfordernd. Und es fehle an Geld und Personal.
Der Betreuungsschlüssel von 90 zu 1 ist für den Sozialbereich tatsächlich eine echte Herkulesaufgabe. Herr Abbassi hat trotzdem ein Lächeln im Gesicht. Er hat selbst eine Fluchtgeschichte hinter sich, dann in Deutschland studiert und jetzt betreut er die Geflüchteten in der Sportklinik. Wenn er die Geschichten in der Unterkunft erzählt, ist das Leuchten in seinen Augen mindestens so groß wie sein Schlüsselbund. „Er ist das perfekte Beispiel für gelungene Integration. Davon brauchen wir mehr. Dafür lohnt es sich zu kämpfen“, zeigt sich Steinhülb-Joos begeistert.
Dankbar ist die Stuttgarter Abgeordnete und gebürtige Cannstatterin für die Einblicke an diesem Nachmittag Herrn de Lima Beul und Herrn Abassi sowie der Cannstatter Bezirksbeirätin Sandra Schmithüsen für die Begleitung.
„Ich habe größten Respekt für alle, die dafür sorgen, dass Menschen die ihre Heimat verlassen müssen, hier in dieser Bleibe reibungsfrei leben können. Und da wo gut betreut wird, gibt es auch wenige Probleme!“
Schwierig hingegen findet die Abgeordnete, dass es circa sechs Monate dauere, bis eine geflüchtete Person arbeiten darf. Nach erfolgter Registrierung dürfe ein Flüchtling während der nächsten drei Monate grundsätzlich nicht arbeiten.
Steinhülb-Joos sieht aber auch Fortschritte: „Neu ist seit 1. März 2024: Eine Aufenthaltserlaubnis für die Ausbildung (§ 16g AufenthG) ist zusätzlich zur Ausbildungsduldung (§ 60c AufenthG) möglich! Durch den neu eingeführten § 16g AufenthG können ‚ausreisepflichtige Ausländer*innen‘ jetzt zur Durchführung einer Ausbildung eine Aufenthaltserlaubnis erhalten.“
Noch etwas Positives sieht Steinhülb-Joos: „Bei der Kohorte, die 2015 in Deutschland ankam, lag die Beschäftigungsquote im Jahr 2022 bei 64 Prozent.“
Katrin Steinhülb-Joos, Landtagsabgeordnete von Stuttgart