Stuttgart leidet unter dem kinderärztlichen Notstand
SPD-Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos fordert die Landesregierung zum Gegensteuern auf
In Stuttgart spitzt sich der Mangel an Kinderärztinnen und Kinderärzten immer mehr zu. Mittlerweile stehen sechs Bezirke in der Landeshauptstadt ganz ohne kinderärztliche Versorgung da. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten zur Kindergesundheit in Stuttgart hervor.
„Die ambulanten Versorgungsengpässe nehmen weiter zu. Das ist nicht nur frustrierend für Eltern und Kinder, sondern wirkt sich mittlerweile auch deutlich erkennbar auf den kinderärztlichen Notdienst aus“, so Steinhülb-Joos.
Die Zahl der Behandlungsfälle im kinderärztlichen Notdienst der niedergelassenen Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte am Olgahospital in Stuttgart ist seit 2020 (12.784 Fälle) um fast 50 Prozent gestiegen (2024: 18.040 Fälle). Das ist auch für das medizinische Personal eine erhebliche Mehrbelastung.
Lag der Anteil stationärer Aufnahmen 2020 noch bei 21,6 Prozent, waren es 2024 nur noch 16,8 Prozent. Für Steinhülb-Joos ist das auch Folge der immer schlechter werdenden kinderärztlichen Versorgung und „ein klares Indiz, dass viele Eltern den Notdienst aus Verzweiflung als letzte Anlaufstelle aufsuchen.“
Gleichzeitig bemängelt Steinhülb-Joos, dass die Landesregierung keinerlei wirksame Maßnahmen aufzeigen könne. Im Jahr 2024 standen 301 telemedizinisch behandelte pädiatrische Fälle über das vom Land initiierte Online-Angebot „dokdirect“ 3.434.606 kinder- und jugendärztlichen Fällen in den Praxen gegenüber. Telemedizin müsse sich über mehrere Sitzungen aufbauen und es brauche zudem in jedem Fall eine ärztliche Versorgung in Präsenz.
Steinhülb-Joos resümiert: „Diese Daten belegen, dass die Maßnahmen der Landesregierung ins Leere laufen. Auch von einer Vorreiterrolle Baden-Württembergs in der Telemedizin kann man in Anbetracht dieser ernüchternden Zahlen leider nicht sprechen.“
Die Abgeordnete fordert deshalb die Landesregierung auf, endlich gegenzusteuern. „Es ist nicht vermittelbar, dass die pädiatrische Bedarfsplanung ausreichend sein soll, aber gleichzeitig immer mehr Familien ohne kinderärztliche Versorgung dastehen. Die Nachfrage nach kinderärztlicher Versorgung in Stuttgart steigt, aber die Zahl der Kinderärztinnen und Kinderärzte sinkt – das passt einfach nicht zusammen.“
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart