Katrin Steinhülb-Joos: Jugendstudie offenbart Desinteresse der Landesregierung an Problemen junger Menschen
Die jetzt vorgestellte Jugendstudie der Landesregierung legt an vielen Stellen die jahrelang aufgestauten Defizite dieser Regierungskoalition offen. Zu diesem Fazit kommt die Stuttgarter Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos (SPD). Als problematischstes Ergebnis nennt sie das geringe Vertrauen, mit dem Jugendliche der Politik und besonders den Parteien begegnen.
Für Steinhülb-Joos ist das keine Überraschung, sondern Ausdruck einer alltäglichen Erfahrung von Schülerinnen und Schülern: „Die Studie offenbart an vielen Stellen das Desinteresse dieser Landesregierung an der Situation junger Menschen, gerade in den Schulen.“
Die mangelnden Erfolge der Regierungspolitik hinterlassen nicht nur im Bildungsniveau der Schülerinnen und Schüler Spuren, diese Erfolglosigkeit präge junge Menschen in ihrem Misstrauen gegen die Politik - was sich im Erwachsenenleben oft fortsetze.
Ein Beispiel dafür ist der Lehrkräftemangel, der alle Bereiche der Schulbildung hemmt: „Wie lange fordern wir schon Förder- und Ergänzungsstunden, mehr Pool- und AG-Stunden, Stunden für Coaching?“, fragt Steinhülb-Joos.
Das Desinteresse der Regierung zeigt sich auch bei der Frage, wie junge Menschen bei der Entscheidung über die Berufswahl unterstützt werden. Dieser Wunsch ist bei 52 Prozent der Befragten vorhanden und besonders am Gymnasium und den SBBZ ausgeprägt. Dennoch, so kritisiert die Abgeordnete, schafft die Landesregierung die Berufseinstiegsbegleitungen ab - also jene Unterstützung, die für jungen Menschen mit schlechten Startchancen schon ab der achten Klasse so hilfreich ist, einen Fuß in die Tür der Berufswelt zu bekommen. Damit ignoriere Grün-Schwarz den in ihrer eigenen Jugendstudie deutlich gewordenen Wunsch.
Gleichzeitig verhindert die grün-schwarze Mehrheit im Landtag einen SPD-Antrag, mit dem Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an ihren Schulen auch zu Ausbildungsberufen beraten werden. Steinhülb-Joos: „Das sind nur zwei Beispiele, in denen die Landesregierung gegen die dokumentierten Interessen der jungen Menschen im Land agiert.“
Auch Sorgen, die junge Menschen umtreiben, greife diese Landesregierung nicht auf, kritisiert Steinhülb-Joos. An zweiter Stelle auf der Sorgenliste kommt nach Krieg und Terror die Sorge vor Armut und Ungleichheit (46 Prozent).
Diese Sorge ließe sich nach Auffassung der SPD-Parlamentarierin abmildern, indem flächendeckend die sozialindexbezogene Ressourcenzuweisung für die Schulen eingeführt wird. Darüber hinaus braucht es an allen Schulen multiprofessionelle Teams, die zahlreiche Probleme aus dem Weg räumen, etwa durch den Einsatz von Heilpädagoginnen und Heilpädagogen.
Schließlich würden mehr Möglichkeiten zur Mitwirkung und moderne Beteiligungsformen am Unterricht die jungen Menschen das Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten fördern und sie damit für demokratische Entscheidungsprozesse trainieren.
Das Ergebnis zeigt nämlich auch, dass Jugendliche viel zu wenig in die Gestaltung ihres Schulalltags einbezogen werden,“ sagt Steinhülb-Joos. Hier müsse nach dem Vorbild der Gemeinschaftsschule mehr möglich sein, das könne bis hin zu Möglichkeiten der Leistungsfeststellung reichen. Steinhülb-Joos: „Erst wem der Einfluss auf die Gestaltung des eigenen Umfelds eröffnet wird, ist man auf dem richtigen Weg zu mündigen Bürgerin oder dem mündigen Bürger.“
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart