Zum Antrag der Stuttgarter CDU-Gemeinderatsfraktion, geflüchtete Kinder aus Schulklassen zu nehmen
Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos zum CDU-Vorschlag: „Ausgrenzung statt Integration hat nichts mit christlichen Werten zu tun“
Die Vorschläge der Stuttgarter Christdemokraten, geflüchtete Kinder bis zur Anerkennung ihres Asylantrags aus Schulklassen zu nehmen und digital zu unterrichten, stoßen bei der schulpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Katrin Steinhülb-Joos, auf Kritik: „Es ist unglaublich, was hier die CDU vorschlägt. Sie sollte sich besser an das Kultusministerium wenden und zum einen um mehr Unterstützung für die ersten Klassen werben. An diesen fehlen die Vorbereitungsklassen und die Lehrkräfte haben alle Hände voll zu tun. Es sollte selbstverständlich sein, dass Klassen mit zugewanderten Kindern automatisch eine zweite Person zur Unterstützung zur Verfügung haben. Das könnten beispielsweise Pädagogische Assistentinnen und Assistenten sein, FSJler*innen oder Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache.“
Zum anderen sollen sich nach Ansicht von Steinhülb-Joos die Stuttgarter Christdemokraten darum bemühen, dass Kinder schneller und besser integriert werden, beispielsweise über mehr Unterrichtsstunden und Ganztagesangebote. Die Stuttgarter Abgeordnete und ehemalige Rektorin der Altenburg-Gemeinschaftsschule fürchtet zudem, dass die CDU mit ihrem Verhalten so manch spaltenden Ansatz in der Gesellschaft schüre und damit das Gegenteil von Integration erreiche.
Diese Befürchtungen werden auch von Elisabeth Rangosch-Schneck geteilt. Die anerkannte Bildungsexpertin ist Teil des gemeinnützigen Vereins „Migrant*innen machen Schule e.V.“, der auf einer Initiative der Landeshauptstadt Stuttgart gründet. Rangosch-Schneck richtet einen direkten Appell an die Stadtgesellschaft: „Bitte beteiligen Sie sich wo und wie Ihnen möglich gegen Ausgrenzung. Jede und jeder macht unsere Demokratie aus und muss Sorge für sie tragen.“
Diesen Appell trägt Steinhülb-Joos gerne weiter, vor allem auch in Richtung der CDU: „Wer nach den Erfahrungen aus der Pandemie solche Vorschläge macht, hat nichts gelernt.“ Beim Unterricht zu Hause fielen vor allem Kinder aus sozial schwachen Elternhäusern zurück. Ihre Kompetenzeinbußen waren besonders stark. Studien zeigen auch, dass Homeschooling und Distanzunterricht die Psyche von Kindern und Jugendlichen stark belasten. Steinhülb-Joos ist sich sicher: „Auch die Jugendämter würden den Vorschlag nicht goutieren.“
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart