Steinhülb-Joos: “Schopper soll Defizite nicht nur eingestehen, sondern beheben”

SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart kritisiert Kultusministerin für schlechte Bedingungen bei der Berufsorientierung

Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg erwarten neben mehr politischer und praktischer Bildung vor allem bessere Orientierung bei der Frage, welchen Beruf sie ergreifen sollen. Das waren laut einem Bericht des Südwestrundfunks die wichtigsten Forderungen, die 50 Mitglieder von regionalen Jugendkonferenzen an Kultusministerin Theresa Schopper und Landessozialminister Manfred Lucha (beide Grüne) bei einem Treffen in Stuttgart gestellt hatten.

Diese Forderung kommt nicht von Ungefähr, weiß die Stuttgarter SPD-Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos. Die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kultus-, Jugend und Sport ist überrascht über das Eingeständnis Schoppers, dass gerade bei der Berufsorientierung Nachholbedarf bestehe. „Gegenüber Jugendlichen verspricht die Ministerin bessere Möglichkeiten für die Berufsorientierung, im Landtag lehnt sie jeden Verbesserungsvorschlag ab, ohne selbst etwas auf die Kette zu bringen“, kritisiert die SPD-Bildungsexpertin. Tatsächlich hat die grün-schwarze Landesregierung zuletzt ein schlechtes Beispiel beim Ausbau von Angeboten der Berufsorientierung abgegeben.

• Offenkundig aus ideologischen Gründen hat es die grün-schwarze Regierungsmehrheit im Landtag abgelehnt, die Berufsorientierung auch zu nicht akademischen Berufen verbindlich für Gymnasien ins Schulgesetz aufzunehmen. Obwohl selbst Kultusministerin Schopper im vergangenen September in der Debatte festgestellt hatte, dass manche Gymnasien „die Nase nach oben tragen“ würden, hat sie nichts unternommen, was die einseitige Orientierung vieler Gymnasien hin zur Studierfähigkeit abmildern würde. Der abgelehnte SPD-Antrag hätte einen wichtigen Beitrag für eine breitere Berufsorientierung an Gymnasien geleistet. Er hätte dafür gesorgt, dass sich junge Menschen beim Berufseinstieg besser entfalten können, gleichgültig ob an der Uni oder eben in einer Ausbildung. Im Ergebnis, da ist sich Steinhülb-Joos sicher, hätte der SPD-Antrag Gymnasien demokratischer gemacht.

• Aus falscher Sparsamkeit hat die Landesregierung das Aus für die Berufseinstiegsbegleitung (BereB) beschlossen – und damit eine erfolgreiche Fördermaßnahme ohne Not beendet. BerEb spricht junge Menschen in schwierigen Lebenslagen an. Sie werden von Expert*innen bis zu 30 Monate beim Übergang von der Schule zur Ausbildungsstelle begleitet. Individuelle Berufsorientierung sowie Hilfe bei schulischen und privaten Problemen machen das Programm erfolgreich. Von den knapp 3000 Teilnehmer*innen konnten über 70 Prozent in Ausbildung und weiterführende Maßnahmen vermittelt werden. Trotzdem lässt die Landesregierung das erfolgreiche Programm auslaufen und stoppt anders als das Nachbarland Bayern die Co-Finanzierung dieser wichtigen Einrichtung. Die Begründung: Die Kommunen könnten doch die Finanzierung des Landesanteils selbst übernehmen. Steinhülb-Joos: „Das ist die billigste Art, sich seiner Verantwortung zu entledigen. Das Land delegiert seine Verpflichtung, Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, an die finanziell völlig unterschiedlich und allzu oft unzureichend ausgestatteten Kommunen.“ Dass sich das Land in die bequeme Zuschauerrolle begibt, bedauert Steinhülb-Joos: „Individuelle Berufsorientierung sowie konkrete Unterstützung bei schulischen und privaten Problemen machen das Programm erfolgreich. Zahlreiche Schüler*innen konnten dank der intensiven Hilfe sogar vor dem Abbrechen der Schule bewahrt werden. Auch an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren leisteten die Berufseinstiegsbegleiter*innen unverzichtbare, individuelle Berufsorientierung. Dies haben mir mehr als 40 Schulen geschildert, an denen das Programm nicht mehr wegzudenken ist.“

„Es wird langsam Zeit“, so Steinhülb-Joos, „dass die grüne Kultusministerin Defizite nicht nur eingesteht, sondern behebt.“ Berufsorientierung sei ein derart heikler Moment im Leben eines jungen Menschen, dass hier alle möglichen Optionen auf den Tisch kommen müssen. Steinhülb-Joos: „Wenn Grün-Schwarz hier nicht flexibler wird, trägt diese Landesregierung schwere Verantwortung an vielen komplizierten und viel zu oft missglückten Starts in das Berufsleben. Wir können es uns nicht leisten, Jugendliche zu verlieren. Schon gar nicht nach einer Schulabbrecherquote in Deutschland laut einer Studie von 6,2 Prozent“

Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart

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Gemeinschaftsschulen leisten einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit

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Landtagsabgeordnete Steinhülb-Joos informiert sich über Kindergesundheit in Stuttgart