Katrin Steinhülb-Joos: "Von einem breiten, etablierten Netz kann bei den schulpsychologischen Beratungsstellen nicht die Rede sein”
Verwundert zeigt sich die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Katrin Steinhülb-Joos, über die Aussagen von Kultusministerin Theresa Schopper. In ihrer Stellungnahme zum „Deutschen Schulbarometer“ hatte die Ministerin verlautbart, dass in Baden-Württemberg ein breites Netz an Beratungsstellen vorhanden sei und jede Schule im Land die Angebote in Anspruch nehmen könne.
„Nur zwölf Prozent der Schulleitungen haben in der Umfrage angegeben, psychologische Unterstützungsangebote zu erhalten“, erklärt Steinhülb-Joos, die vor ihrem politischen Mandat Rektorin einer Gemeinschaftsschule war: „Das deckt sich mit meinen Erfahrungen aus der Vergangenheit. Schülerinnen und Schüler mussten lange Wartezeiten in Kauf nehmen, die sich wochenlang bis monatelang hinzogen. Mit einem unkomplizierten Hilfsangebot hatte das wenig zu tun, sondern war vielmehr eine zusätzliche Belastung für die Schülerinnen und Schüler, die dringende Unterstützung benötigten“.
Erst im Mai des vergangenen Jahres hatte die SPD-Fraktion im Landtag in einem Antrag aktuelle Zahlen zu den schulpsychologischen Beratungsstellen gefordert. Daraus ging hervor, dass die Beratungsstellen hoffnungslos unterbesetzt sind. Blieben die Planstellen an Schulpsychologinnen und Schulpsychologen vom Schuljahr 2020/21 zum Schuljahr 2021/22 mit 194 Stellen konstant, erhöhte sich die Anzahl unbesetzter Stellen im gleichen Zeitraum von circa 44 auf über 50 Prozent.
Steinhülb-Joos beunruhigen diese Zahlen sehr, denn ein Mehrbedarf an psychologischen Beratungsangeboten infolge der Corona-Pandemie sei absehbar: „Nicht zuletzt die von Gesundheitsminister Lucha eingesetzte Taskforce empfiehlt eine Erhöhung der Behandlungskapazitäten, um die psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen zu bewältigen. Wir steuern direkt auf einen riesigen Eisberg zu und das Kultusministerium sieht noch nicht einmal die Spitze davon. Die hohe Anzahl unbesetzter Stellen macht deutlich, dass wir nicht nur mehr Schulpsychologinnen und Schulpsychologen einstellen, sondern auch ausbilden müssen“.
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart