Katrin Steinhülb-Joos: "Für Klimaneutralität brauchen wir mehr Ambitionen als die der Landesregierung” Viele Stuttgarter Landesimmobilien ohne energetische Sanierung - Erdgas für Heizung dominant
Das Land schiebt weiterhin eine hohe Bugwelle bei der energetischen Sanierung seiner Gebäude in Stuttgart vor sich her. Bei der Heizung der allermeisten Gebäude bleibt die Landesverwaltung auch weiterhin auf fossile Brennstoffe angewiesen. Nur auf 20 seiner Bauten hat das Land Photovoltaikanlagen installiert – bei insgesamt 380 Landes-Liegenschaften in Stuttgart. Dies wird aus den Antworten des Finanzministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Stuttgarter Landtagsabgeordneten Katrin Steinhülb-Joos (SPD) deutlich. „Wenn die Landesregierung für sich eine Vorreiterrolle bei der Energiewende reklamiert, dann gilt das zumindest nicht für den Gebäudebestand in Stuttgart“, kritisiert Steinhülb-Joos.
Energetische Sanierungen stecken im Vorhabenstau, fossile Brennstoffe dominieren – die Landesverwaltung ist auch in der zweiten grün-schwarz-geführten Legislaturperiode weit entfernt von einer klimaneutralen Hausbewirtschaftung ihrer Gebäude in Stuttgart. So sind bloß fünf Prozent der 380 Stuttgarter Landesimmobilien mit einer Photovoltaikanlage bestückt. Das sei viel zu wenig, kritisiert die Stuttgarter Landtagsabgeordnete Katrin-Steinhülb-Joos. „Da lässt die grün geführte Landesregierung viel Potenzial für regenerative Energien ungenutzt.“
Gelegenheit zur Besserung gibt es viele: Insbesondere die Universitätsbauten, sie machen drei Fünftel des Stuttgarter Gebäudebestands in Landeshand aus, sind sanierungsbedürftig und könnten in diesem Zuge auch mit Photovoltaik ausgestattet werden, so die Forderung Steinhülb-Joos’. Auf dem Vaihinger Campus warten laut Finanzministerium 22 Bauten auf eine energetische Ertüchtigung, insbesondere die Gebäude der Materialprüfungsanstalt. Steinhülb-Joos mahnt zum Tempo: „Jeder Tag, an dem sich daran weiterhin so wenig ändert, schadet dem Klima. Außerdem zeigt die hohe Zahl an Sanierungsfällen im Universitätsbau, wie wenig die Landesregierung unsere wichtigsten Ressourcen achtet: Wissenschaft und Lehre – und das im Land der Tüftler und Erfinderinnen.“
Die Energieversorgung der Gebäude speist sich aus fossilen Quellen. Zwar verweist das Finanzministerium auf einzelne Gebäude wie die John-Cranko-Schule oder den Anbau der Landesbibliothek, wo mit klimaschonenden Techniken geheizt werde. Das sind aber rare Ausnahmen, wie die Antwort des Finanzministeriums belegt. Auch würden erhebliche Teile der Bestandsimmobilen durch Fernwärme versorgt. Diese speise sich aus der Kraft-Wärme-Kopplung zentraler Kraftwerke oder aus Blockheizkraftwerken, so bei der Universität am Vaihinger Pfaffenwaldring, bei der Uni in Hohenheim oder der Stammheimer Justizvollzugsanstalt.
Wärmenetze werden aber erst dann richtig gut, wenn sie mit regenerativen Energien CO2-neutral betrieben werden. Die Hauptheizleistung der Landesgebäude wird aber durch Erdgas erbracht, entweder direkt oder über die ans Wärmenetz angeschlossenen Gaskraftwerke. Selbst das neu geplante Blockheizkraftwerk für die Universität Hohenheim soll mit Erdgas betrieben werden, so der Jahresbericht der Einrichtung. „Hier versteckt sich die Landesregierung hinter der Brückenfunktion von Gas. Ich wünsche mir, dass das Land die Vorbildfunktion ernst nimmt und gerade in Forschungseinrichtungen Zukunftstechnologien statt Zwischenlösungen installiert. Insgesamt brauchen wir mehr Ambitionen als die der Landesregierung für die Klimaneutralität unserer öffentlichen Gebäude“, so das Fazit von Steinhülb-Joos.
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart