Katrin Steinhülb-Joos: "Ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe nachhaltig organisieren - was hier in der Stadt geleistet wird, verdient meinen großen Respekt und Anerkennung”
„Was hier in ehrenamtlichem Engagement geleistet wird, verdient meinen größten Respekt und Anerkennung“, sagte Katrin Steinhülb-Joos, Landtagsabgeordnete der SPD für Stuttgart, nach einem Gespräch mit Elena Eberle, einer der Gründerinnen des Vereins Wolja. „Hilfe für die ankommenden Flüchtlinge zu leisten, aus der Intention des Helfenwollens heraus, ist gerade in diesen Zeiten von unschätzbarem Wert.“
Wolja Stuttgart ist seit knapp 3 Wochen erste Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Ukraine am Stuttgarter Hauptbahnhof. In Kooperation mit dem Sozialamt der Stadt liefern die Ehrenamtlichen die ersten wichtigen Informationen, versorgen mit Essen sowie Getränken und helfen den Ankommenden, die richtigen Wege zu den Erstaufnahmestellen oder zur Weiterreise zu finden. Mehr als 100 Helfer betreuen rund um die Uhr und sorgen gemeinsam mit der Polizei, der DB-Security und anderen Blaulichtorganisationen für die Sicherheit der ankommenden Menschen.
Die meisten der über 100 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sprechen ukrainisch oder russisch, so dass es am Infostand und in der Wartehalle, die von der DB zur Verfügung gestellt wurde und in der die Menschen in Kooperation mit der Stadt mit Essen und Getränken versorgt werden, nicht zu Sprachbarrieren kommt. Von dort werden die Ankommenden weiter ans Sozialamt vermittelt, welches die Unterbringung, Anmeldung und alle weiteren formellen Schritte übernimmt.
„Nach drei Wochen vollem Engagement müssen wir nach den Helferinnen und Helfern schauen“, ist Katrin Steinhülb-Joos überzeugt. „Um diese auch emotional belastende Tätigkeit auszuüben, brauchen die Helfer*innen Unterstützung. Fahrtkostenzuschüsse und Fachleute bei der internen Organisation durch passende IT-Lösungen sind die Themen, die ich mitnehme und versuche, etwas zu erreichen.“
Vom Hauptbahnhof Stuttgart kommen die meisten Flüchtlinge in die Erstaufnahmestelle des Landes an der Messe Stuttgart. Für 1 bis maximal 2 Tage, in wenigen Ausnahmen auch länger, finden sie hier eine Unterkunft mit einem Mindestmaß an Privatsphäre und guter Infrastruktur. „Die kurzfristige Organisation dieser Einrichtung hat gut funktioniert,“ zeigt sich Katrin Steinhülb-Joos bei ihrem Besuch beeindruckt. „Gerade die Infrastruktur mit Spielbereich, Stillmöglichkeiten, Waschmaschinen und einer tierärztlichen Versorgung für mitgebrachte Haustiere ist für die Ankommenden enorm wichtig. Zur Erstaufnahmestelle gehört eine gut strukturierte und vorsortiere Kleiderkammer sowie die Versorgung mit benötigten Medikamenten.
Nach dem „Stuttgarter Weg“, der auch schon in der Flüchtlingswelle 2015 beschritten wurde, werden die Flüchtlinge aus der Erstaufnahmestelle schnell in dezentrale Unterbringungen im Stadtgebiet gebracht, um ihnen Ankommen, Integration und möglichst das Erlernen der deutschen Sprache zu ermöglichen. Das ist besonders für Kinder relevant. Katrin Steinhülb-Joos: „Wir brauchen rasch Strukturen, um die Kinder in Schulen und Kindergärten zu integrieren. Selbstverständlich sollen ukrainischen Lernmöglichkeiten, die zum Teil online stattfinden, nicht aufgeben werden. Hier müssen Landesregierung und Kommunen Leitlinien und Strukturen schaffen, damit die Kinder nicht alleingelassen werden. Im anstehenden Gespräch meiner Fraktion mit dem Landkreistag Baden-Württemberg werde ich dies einbringen“.
Eine der Unterkünfte der Stadt, derzeit befristet bis Ende April, ist die Jugendherberge Neckarpark in Bad Cannstatt. Die hier lebenden Flüchtlinge werden vom benachbarten Haus der Familie betreut. Hier zeigt sich, wie umfassend Ehrenamtliche sich engagieren, Spielgruppen oder Musikangebote anbieten und versuchen, den Kindern Abwechslung und Normalität zu bieten. Alltagspraktische Hilfestellungen sind besonders wichtig. „Wir müssen das ehrenamtliche Engagement unbedingt auf langfristige Strukturen bauen und nachhaltig organisieren. Wir dürfen nicht riskieren, dass Helfer und Helferinnen ausbrennen und die Lust zu Helfen verloren geht. Das kann leider dazu führen, dass nach dem anfänglichen Enthusiasmus das Engagement langsam verebbt, weil keine nachhaltigen Strukturen geschaffen werden konnten.“, ist sich die Landtagsabgeordnete sicher.
Im Gespräch mit der Leiterin des Haus der Familie, Corinna Wirth, wurde eines ganz besonders deutlich. „Die ankommenden Kinder brauchen das Gefühl von Normalität und eine verlässliche Struktur. Dies versuchen wir ihnen mit unseren Angeboten zu gewährleisten. Ohne unsere vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie dem zusätzlichen Engagement unserer Hauptamtlichen über ihr eigentliches Soll hinaus, wäre dies nicht machbar.“ Katrin Steinhülb-Joos kann sich diesem Dank nur anschließen: „An allen von mir besuchten Orten zur Aufnahme der Flüchtlinge begegnen einem Menschen, die mit Herzblut bei der Sache sind und alles für die Ankommenden geben, dafür mein großer Respekt und herzlichen Dank.“
Einen Appell hat die Landtagsabgeordnete noch an Vermieter und Wohnungsbaugesellschaften: „Privathaushalte, die geflüchtete Familien aufnehmen, brauchen Unterstützung. Nach den ersten 6-8 Wochen bedarf es einer Genehmigung durch den Vermietenden. Bitte stellen Sie den Familien hier keine Steine in den Weg, sondern handeln Sie kulant und im Sinne der Hilfsbereitschaft!“
Katrin Steinhülb-Joos, SPD-Landtagsabgeordnete für Stuttgart